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Amerikanische Privathaushalte verschulden sich immer mehr – Kreditkarten ganz oben mit dabei
Veröffentlicht am 14. Dezember 2016 - Redakteur: Oliver Polenz

Amerikanische Privathaushalte verschulden sich immer mehr – Kreditkarten ganz oben mit dabei

Die Verschuldungsquote amerikanischer Privathaushalte steigt immer schneller, während die Löhne nicht in gleichem Maße ansteigen. Alleine auf die Verschuldung durch die Nutzung von Kreditkarten entfallen aktuell durchschnittlich über 16.000 US-Dollar auf jeden Haushalt in den USA.

Das liegt nur unwesentlich unter der Rekordquote des Jahres 2008, also kurz vor Ausbruch der globalen Finanzkrise, bei der die Schulden auf Kreditkarten und Hypotheken für Häuser eine große Rolle spielten.

Basierend auf Daten, die von der amerikanischen Notenbank Federal Reserve und der statistischen Bundesbehörde Census Bureau erhoben wurden, nimmt die Entwicklung einen immer schnelleren Gang in Richtung Verschuldung.
 

Einkommen steigen nicht so stark wie die Lebenshaltungskosten

Dabei sprechen wir hierbei wirklich nur von dem Geld, das die Amerikaner den Banken durchschnittlich über Kreditkarten schulden. Rechnet man alle anderen Schuldenfaktoren hinzu, kommt man inklusive der durchschnittlichen Hypothekenquote auf einen Wert von 132.529 US-Dollar pro Haushalt. Im Jahre 2002 lag dieser Wert noch bei lediglich 88.063 Dollar.

Während die Lebenshaltungskosten in den vergangenen 13 Jahren um rund 30 Prozent gestiegen sind, stiegen die amerikanischen Einkommen im Durchschnitt nur um 28 Prozent. Innerhalb der Lebenshaltungskosten machen sich vor allem die Kosten für die medizinische Versorgung sehr stark bemerkbar, die seit 2003 um mehr als 57 Prozent gestiegen sind. Lebensmittel wurden immerhin um 36 Prozent teurer und die Kosten für Wohnen stiegen um 32 Prozent. In allen Fällen deutlich mehr als die Lohnsteigerung im gleichen Zeitraum.

Durch diese Zahlen ergibt sich eine Finanzierungslücke für die US-Haushalte, die von den meisten Familien durch den Einsatz von Kreditkarten überbrückt wird. Diese Überbrückung wird jedoch allzu oft zum Dauerzustand, denn die langfristige Belastung von Kreditkarten gehört zu den teuersten Arten, sich Geld zu leihen.

In den USA liegt die durchschnittliche Zinslast für Kreditkarten momentan bei 18,76 Prozent. Das bedeutet, dass ein Durchschnittshaushalt allein für diese Zinsen jedes Jahr einen Betrag von 1.292 Dollar aufbringen muss. Obwohl die Wirtschaft insgesamt wächst und die amerikanischen Firmen gar nicht schlecht dastehen, profitieren die Amerikaner nicht von diesem Boom.

Die Entwicklung der Löhne bleibt hinter dem Wirtschaftswachstum und der Steigerung der Lebenshaltungskosten zurück, weswegen die Familien jedes Jahr mehr an Kaufkraft verlieren, so die Kritik von Verbraucherschützern.

Kosten für Bildung sinken – Anzahl der Studentendarlehen steigen

Allerdings gibt es auch einige wichtige Kostenfaktoren, die in der Zwischenzeit gesunken sind. So sind die Kosten für Bildung nach Jahren des haltlosen Anstiegs nicht mehr so stark geklettert wie früher. Sie bleiben mit 26 Prozent Steigerung seit 2003 gerade noch im Rahmen der Einkommenssteigerung von 28 Prozent im gleichen Zeitraum.

Vor allem belasten die teuren Studentendarlehen viele Amerikaner. In den USA ist es üblich, für das Studium an einer guten Universität ein Darlehen aufzunehmen, das dann später zurückgezahlt wird. Die Schuldenquote ist im vergangenen Jahrzehnt diesbezüglich geradezu explodiert, doch der Anstieg der Kosten für diese Darlehen hat sich merklich abgeschwächt. So haben sich die Studentenschulden zwischen September 2015 und September 2016 lediglich um etwa sechs Prozent erhöht. Das ist der geringste Anstieg seit 2003.

Rechnet man alles zusammen, könnte die Schuldenquote zum Jahresende die Summe übersteigen, die zum Beginn der großen Rezession Ende 2007 aktuell war. Damals schuldeten die Amerikaner den Kreditkartenfirmen allerdings noch deutlich mehr als heute. Ein Betrag von 12,37 Billionen (!) Dollar wurde damals nur über Kreditkartenschulden generiert. Heute entfallen die Belastungen eher auf Hypotheken und Studentendarlehen.

Das ist insofern eine gute Nachricht, weil die Menschen ihre Schulden in sinnvollere Projekte wie Wohnen und Bildung investieren. Die Zinsen für diese Schulden steigen auch deutlich langsamer an als für Kreditkarten. Je nach Verschuldungsform kann das einen Unterschied bei den Zinsbelastungen zwischen zehn und fünfzehn Prozent ausmachen. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass es nach wie vor Schulden bleiben, von denen die privaten Haushalte herunterkommen sollten.

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