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Kreditkartenfirmen wollen Chiptechnologie an allen Geldautomaten der USA durchsetzen
Veröffentlicht am 5. Oktober 2016 - Redakteur: Oliver Polenz

Kreditkartenfirmen wollen Chiptechnologie an allen Geldautomaten der USA durchsetzen

Die Einführung des Chips auf Kreditkarten und Bankkarten ist in den USA eher schleppend angelaufen. Nun wollen die Banken und Kreditkartenunternehmen die Verwendung dieser als besonders sicher geltenden Technologie auf breiter Front durchsetzen.

Tatsächlich arbeiten die meisten Geldautomaten in den Vereinigten Staaten noch immer mit dem herkömmlichen Magnetstreifen. Diese veraltete Technik erlaubt es Gaunern jedoch, mit vergleichsweise wenig Aufwand Duplikate herzustellen und öffnet somit dem Missbrauch Tür und Tor.

Anders beim Chip: Dieser lässt sich nicht so einfach kopieren und bietet daher Experten zufolge ein deutlich höheres Sicherheitsniveau als bisher. Da es keine gesetzliche Regelung zur Umstellung auf die Chipkarten gibt, wollen einige Kreditkartenfirmen die Automatenbetreiber jetzt durch eine Umkehr der Haftpflicht bei Missbrauch dazu bewegen, möglichst bald auf das Chipsystem umzustellen.
 

Verluste in Milliardenhöhe sollen künftig von Automatenaufstellern getragen werden

Im US-Bundesstaat Nevada ist das Glücksspiel legal, es gibt überall Casinos und selbst in kleinen Geschäften kann man an Automaten zocken. Daher ist die Konzentration an Geldautomaten ebenfalls besonders hoch, da die Gäste sich natürlich permanent mit Bargeld versorgen möchten.

Anders als in Deutschland ist es durchaus üblich, auch in kleinen Einzelhandelsgeschäften und Tankstellen solche Geldautomaten vorzufinden, die vom Geschäftsinhaber betrieben werden.

Bislang war die Regelung bei Kreditkartenfälschung einfach: Die Kreditkartenfirma haftete für den Schaden. Für MasterCard ist das Maß jedoch jetzt voll. In den USA werden jährlich Milliardenverluste durch Kreditkartenbetrug verzeichnet, der zu einem Großteil zu Lasten der Kreditkartenunternehmen geht.

Alleine im Jahr 2014 waren es 32 Milliarden US-Dollar. Durch die Umkehr der Haftpflicht bei Kreditkartenfälschung sollen nun die Automatenbetreiber selbst für entstandene Schäden haften, sofern sie noch nicht auf das moderne Chipsystem umgestellt haben.

Casinos begrüßen Zuwachs an Cyber-Security

Die Händler und Automatenbetreiber sehen diese Entwicklung nicht gerne, weil sie die hohen Kosten einer technischen Umrüstung ihrer Geldautomaten auf die neue Chiptechnik fürchten. Die Banken wälzen nach Ansicht von amerikanischen Verbraucherschützern ihre Verantwortung einfach auf die Einzelhändler ab und bedenken nicht, dass die Umrüstung mit erheblichen Investitionen verbunden sei.

Dem hält MasterCard entgegen, dass die Aufrüstung eines Geldautomaten mit der Chip-Technologie einen Geschäftsinhaber nur zwischen 300 und 1000 US-Dollar koste. Bislang sei erst rund ein Drittel der Automaten in den USA kompatibel mit den Kreditkartenchips. Doch es gibt auch Stimmen, die die Umrüstung begrüßen.

Die Betreiber von Casinos bieten ihren Kunden natürlich ebenfalls die Möglichkeit an, sich vor Ort mit Bargeld zu versorgen. Bislang waren die Transaktionsdaten jedoch innerhalb des Systems des jeweiligen Casinos gespeichert, was viele Casinos zu einem lohnenden Ziel für Hackerangriffe machte.

Mit der neuen Chip-Technik ist dieses Problem gelöst, denn Kreditkarten mit Chip hinterlegen keine Daten mehr im Hause des Geldautomatenbetreibers, sondern kommunizieren über das Internet direkt mit dem Netzwerk der jeweiligen Bank.

Auf diese Weise verbleiben keinerlei Kundendaten im hauseigenen Netzwerk der Casinos, wodurch deren Betreiber sich keine Sorgen mehr um Datendiebstähle und Firewall-Probleme machen müssen, sofern es um Kundendaten an Geldautomaten geht. Es ist schlicht nicht mehr möglich, Transaktionsdaten im Casino selbst abzugreifen.

Auch Tankstellen müssen bald umstellen

Der Streit um das Upgrade der Kreditkarten mit den Chips begrenzt sich nicht nur auf Geldautomaten. Schon die Umstellung der Bezahlterminals bei Einzelhändlern hat in den USA zu großen Problemen geführt. Auch hier wälzten Banken und Kreditkartenunternehmen die Haftungsfrage auf die Händler ab, die ihre Kartenterminals im Laden noch nicht aufgerüstet hatten.

Problematisch hierbei war die Tatsache, dass es sehr lange Wartezeiten bei der Umrüstung von Seiten der Gerätehersteller gab und somit gar nicht alle Händler rechtzeitig umstellen konnten, bevor die Haftpflicht bei Kreditkartenbetrug von den Banken auf sie überging.

Im nächsten Jahr soll dann die dritte Phase folgen. Dann wollen alle großen Kreditkartenunternehmen die Einführung des Chipsystems auch gegenüber Tankstellenbetreibern durchsetzen, die bislang noch nicht von dieser Regel betroffen sind.

Bildnachweis: Thinkstock / Melpomenem