CardScore.de
Millennials haben Schwierigkeiten, Kreditkarten in den USA zu bekommen
Veröffentlicht am 29. Oktober 2016 - Redakteur: Oliver Polenz

Millennials haben Schwierigkeiten, Kreditkarten in den USA zu bekommen

Als Millennials bezeichnet man die Generation von jungen Menschen, die ab 1990 geboren wurden und um die Jahrtausendwende herum aufwuchsen. Im Erwachsenenleben sind sie bereits die ersten Schritte gegangen, doch wirklich angekommen ist die neue Generation noch nicht.

Gerade in der Politik finden sich Millennials oft nicht wieder und beklagen, dass Parteien und Politiker nur die Interessen der älteren Generationen vertreten. Vor allem in den USA spürt man dies, da im aktuellen Präsidentschaftswahlkampf viele Millennials erstmals zur Wahl gehen werden und einen gehörigen Einfluss auf das Ergebnis nehmen könnten.

Nicht ganz so spektakulär werden Millennials hingegen von Banken und Kreditkartenfirmen begrüßt, denn tatsächlich wird ein Fünftel der Kreditkartenanträge von Personen im Alter zwischen 23 und 27 Jahren in den USA abgelehnt – und dies oft sogar mehrfach.
 

Bonität in den USA nicht ermittelbar

Wie in Deutschland bewerten auch in den USA sogenannte Auskunfteien die Kreditwürdigkeit von Kunden. Angaben der US-Auskunftei ID Analytics zufolge entfallen inzwischen etwa 35% aller neuen Kreditkartenanträge auf die Altersgruppe der sogenannten Millennials. Damit liegen sie 6 Prozentpunkte vor der Generation X und sogar sieben Prozent vor den Babyboomern.

Doch obwohl die Nachfrage nach Kreditkartenverträgen bei den Millennials deutlich höher ist als bei den anderen Altersgruppen, sind die Genehmigungen durch Kreditkartenfirmen und Banken rückläufig. Einer von fünf Antragstellern bekommt eine negative Antwort.

Grund für die Ablehnung ist dabei natürlich die Bonität der jungen Leute, die häufig noch studieren oder gerade mit dem Studium fertig sind. Hohe Studiengebühren, wie sie in den USA üblich sind, führen jedoch immer häufiger zu hohen Schulden. Nicht selten haben Absolventen von Hochschulen bereits ein Schuldenpaket von 10.000 Dollar und mehr mit sich herumzutragen, bevor sie überhaupt richtig ins Arbeitsleben gestartet sind.

Noch schwieriger wird es für die Antragsteller allerdings dann, wenn überhaupt keine Bonität ermittelt werden kann, weil es bislang keine Daten über ihre Zahlungsmoral gibt. So erfassen die Bewertungen der amerikanischen Auskunfteien eher traditionelle Datenquellen und verzichten zum Beispiel auf die Auswertung von Mobilfunkrechnungen und anderen modernen Dienstleistungen.

Umdenken in den USA ist mehr als notwendig

ID Analytics fordert daher ein Umdenken bei der Bewertung von Risiken zu Zahlungsausfällen. Der Chef der Risikobewertung bei der Auskunftei, Patrick Reemts, sagt dazu, dass die bisherigen Bonitätskriterien für die Bewertung der älteren Generationen völlig ausreichend gewesen seien, jedoch die wichtigen modernen Wirtschaftszweige nicht ausreichend abdeckten.

Somit blieben viele Millennials ohne eine verwertbare Kredithistorie und könnten somit nicht korrekt von den Auskunfteien eingeschätzt werden, so Reemts. Dabei seien viele der abgelehnten Kreditbewerber durchaus in der Lage, ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, könnten dies wegen der mangelnden Erfassung der relevanten Daten aber nicht nachweisen.

Als Folge dieses Mangels verschiebt sich ein Teil des Kreditmarktes weg von den üblichen Krediten hin zu kurzfristigen Finanzierungen wie etwa Finanzkauf von Waren und Gütern, der mit einem überschaubaren Risiko gewährt werden kann.

Hierfür gehen die Anbieter solcher Darlehen einen neuen Weg und beziehen alle möglichen Daten in ihre Kreditentscheidungen mit ein, so etwa auch das Verhalten in sozialen Netzwerken. Kritiker sehen darin auch eine Gefahr, denn die Lücke, die durch das Zögern der traditionellen Kreditkartenunternehmen entsteht, könnte von unseriösen Geschäftemachern ausgefüllt werden.

Bildnachweis: Thinkstock / julief514