CardScore.de
Nach Bankbetrug: Wells Fargo zahlt Millionenstrafe und entlässt 5300 Mitarbeiter in den USA
Veröffentlicht am 29. September 2016 - Redakteur: Oliver Polenz

Nach Bankbetrug: Wells Fargo zahlt Millionenstrafe und entlässt 5300 Mitarbeiter in den USA

Der Bankenriese Wells Fargo ist angeschlagen. Noch bis vor kurzem größte Bank der Welt (nach Börsenwert), hat das Haus nach dem Bekanntwerden unlauterer Praktiken von Mitarbeitern deutlich an Wert verloren.

Um den Schaden zu begrenzen, tritt das Unternehmen die Flucht nach vorne an und entlässt 5300 Mitarbeiter, die sich falsch verhalten haben. Außerdem zahlt man freiwillig eine Strafe von rund 185 Millionen US-Dollar.
 

Kunden bekamen in den USA Konten und Kreditkarten, ohne es zu wissen

Wie die meisten Bankangestellten heutzutage sind auch die Mitarbeiter der Wells Fargo in den USA in erster Linie Verkäufer und nicht mehr die Berater, die wir noch aus Omas Zeiten kennen. Auch in Deutschland gab es immer wieder Skandale um Finanzprodukte, die Leuten untergeschoben wurden. Auch zwielichtige Anlagen, die man den Kunden aufdrängt, um die Verkaufsziele der Bank erfüllen zu können, sind im Business beliebt.

Im großen Stil haben Mitarbeiter der Wells Fargo Bank nach Angaben des Consumer Financial Protection Bureau (Verbraucherschutzbehörde für Finanzprodukte) in Los Angeles Girokonten und Kreditkartenkonten im Namen von Kunden eröffnet.

Das Problem dabei: Die Kunden wussten überhaupt nichts davon. Mehr als zwei Millionen Giro- und Kreditkartenkonten seien von Angestellten der Wells Fargo im Kundennamen eingerichtet worden, ohne dass dies von den Kunden autorisiert worden sei, so die Verbraucherschützer. Dadurch wollten die Bankangestellten ihre Verkaufsziele schneller erreichen und Bonuszahlungen ihres Arbeitgebers abgreifen.

Ein Schaden ist den Kunden vor allem deshalb entstanden, weil Gebühren für Überweisungen und andere Dinge berechnet wurden, die im Rahmen des Betrugs über die unautorisierten Konten getätigt wurden. Denn die Kontobewegungen mussten natürlich echt aussehen, um nicht aufzufallen. Viele Kunden bemerkten kaum etwas davon, solange sie ihre Gebührenabrechnungen nicht genau prüften.

Wells Fargo ist um Schadensbegrenzung in den USA bemüht

Die Staatsanwaltschaft von Los Angeles hat Wells Fargo wegen unlauteren Wettbewerbs angeklagt. Man wirft der Bank vor, ihre Kunden durch zwielichtige und oftmals illegale Verkaufstaktiken geschädigt zu haben, „nur um hohe Verkaufszahlen von Bank- und Finanzprodukten zu erreichen“, so die Klageschrift.

Wells Fargo sei als Bankhaus direkt dafür verantwortlich, dass die Mitarbeiter überhaupt so vorgehen konnten, denn durch ein ausgefeiltes Anreizsystem habe man den Bankangestellten diese manipulativen Verkaufspraktiken überhaupt erst ermöglicht, so CFPB-Direktor Cordray.

Zudem habe die Bank ihre Sorgfalts- und Aufsichtspflicht verletzt. Tausende von Bankangetellten hätten problemlos persönliche Daten und Namen von Kunden zur Einrichtung von neuen Bankkonten und Kreditkarten missbrauchen können, um höhere Boni zu kassieren.

Wells Fargo hat sich inzwischen dazu bereit erklärt, allen Geschädigten ihre Verluste in voller Höhe zu ersetzen, die im Rahmen der Manipulation entstanden sind. Außerdem zahlt die Bank einhundert Millionen Dollar in einen zivilrechtlichen Bußgeld-Fonds der Verbraucherschutzbeörde CFPB ein. Das ist die bislang höchste Einzelsumme, seit die Regulierungsbehörde vor fünf Jahren gegründet wurde.

Das Büro für Währungskontrolle erhält außerdem eine Strafe von 35 Millionen, während Stadt und Bezirk Los Angeles mit einer Strafzahlung von 50 Millionen Dollar durch Wells Fargo rechnen können. Diese Zahlungen sollen eine weitere Strafverfolgung verhindern und enthalten fünf Millionen an Entschädigungen für Kunden.

Aber auch innerhalb der Bank hat die Affäre Konsequenzen. Fast 5300 Mitarbeiter und Manager werden in den kommenden fünf Jahren wegen ihrer Beteiligung an den unautorisierten Finanzgeschäften ihren Job verlieren, teilte die Bank inzwischen mit.

Mit dieser Maßnahme, die in etwa ein Prozent der gesamten Belegschaft von Wells Fargo betrifft, wolle man die Ernsthaftigkeit zur Selbstverpflichtung unter Beweis stellen, um das Problem unangemessener Verkaufstaktiken zu eliminieren, so die Bank.

Bildnachweis: Thinkstock / stu99