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Experten warnen vor rapider Überschuldung britischer Verbraucher
Veröffentlicht am 1. Dezember 2016 - Redakteur: Oliver Polenz

Experten warnen vor rapider Überschuldung britischer Verbraucher

Kreditkarten, Überziehungskredite und Ratenkredite sorgen für einen drastischen Anstieg der Verschuldungsquote britischer Haushalte. Insgesamt belaufen sich die Verbindlichkeiten auf 190 Milliarden Pfund – und der Schuldenberg wächst immer schneller.

Private Haushalte in Großbritannien häufen immer schneller Schulden an. Der derzeitige Anstieg ist der größte und schnellste seit elf Jahren, sagen britische Finanzfachleute.
 

Kreditkartenabrechnungen allein im letzten Monat um eine halbe Milliarde gestiegen

Die Gesamtsumme der privaten Schulden beläuft sich auf über 190 Milliarden Pfund und verteilt sich auf normale Ratenkredite, Überziehungskredite (Dispos) sowie Kreditkartenabrechnungen. Seit 2005 haben die Briten nicht mehr so viele Schulden gemacht und das war nur wenige Jahre vor dem Beginn der globalen Finanzkrise.

Wie besorgniserregend ist die Tatsache aber wirklich, dass alleine die Kreditkartenabrechnungen des letzten Monats weitere 572 Millionen Pfund zum Schuldenberg hinzugefügt haben? Der Kreditkartenriese VISA hat Umsätze von zwei Milliarden Pfund gemeldet, die nur am sogenannten Black Friday getätigt wurden. Das ist der Tag, an dem im angloamerikanischen Raum das Weihnachtsgeschäft so richtig in Gang kommt.

Allerdings sind diese zwei Milliarden nicht gleichbedeutend mit der gleichen Summe an Neuverschuldung, da viele Kunden ihre Rechnungen am Monatsende komplett ausgleichen. Dennoch sollte der elfprozentige Anstieg bei den Schulden innerhalb eines Jahres nicht unbeachtet bleiben, meinen die Fachleute.

Wichtige Hypotheken könnten bald nicht mehr bedient werden

Die Durchschnittssumme, die jeder britische Haushalt den Banken schuldet, beläuft sich derzeit auf 7300 britische Pfund. Nicht einberechnet sind dabei allerdings Hypothekenschulden, sondern nur die klassischen Verbraucherkredite und Kreditkarten.

Die Besorgnis in der Fachwelt wächst, dass angesichts der hohen Summen viele Haushalte irgendwann mit der Rückzahlung überfordert sein werden. Die ehemalige Rentenministerin Baronin Altmann, die in Großbritannien für ihr Engagement im Verbraucherschutz bekannt ist, warnt in der Daily Mail davor, die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen. Die Finanzkrise habe in der exzessiven Verschuldung ihren Anfang gehabt.

In der Zwischenzeit sei nichts geschehen, um das Problem der privaten Überschuldung anzugehen und im Moment deute alles darauf hin, dass sich die Geschichte zu wiederholen drohe. Einen Großteil der Verantwortung sieht sie bei den Banken, die ihrer Ansicht nach sehr gut darin seien, die Menschen zum Anhäufen neuer Schulden zu verführen. Anreize sind vor allem kleine Raten, die allerdings die hohen Zinsen häufig verbergen.

Irgendwann, so Altmann, werde der Punkt erreicht, an dem britische Familien ihre Schulden nicht mehr bedienen könnten und immer weniger zur Verfügung hätten, die existenziellen Kosten wie Hypothekendarlehen zu bedienen.

Verbraucherschützer warnen vor Schuldenblase

Nicht nur die Umsätze der Kreditkarten sind in letzter Zeit immens gestiegen (auf derzeit 66,2 Milliarden Pfund), sondern auch Autofinanzierungen und andere Ratenkredite, die aufgrund der relativ niedrigen Zinsen attraktiv für Verbraucher erscheinen.

Andere Verbraucherschützer sehen dies ebenso und warnen vor einer gigantischen Schuldenblase, die zum Auslöser der nächsten Finanzkrise werden könnte. Sie fordern Regulierungen des Finanzsektors, die dafür sorgen sollen, dass Verbraucher fairen Zugang zu Krediten bekommen, die sie sich leisten können.

Besonders bei den Bonitätsprüfungen werde häufig nicht darauf geachtet, ob der Kunde tatsächlich den Kredit zurückzahlen kann. Besonders die Kreditkartenzinsen sind mit bis zu 23 Prozent besonders hoch und überfordern schließlich viele britische Kreditkarteninhaber.

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