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In Amerika geht der Kampf um Transaktionsgebühren bei Kreditkarten weiter
Veröffentlicht am 24. Oktober 2016 - Redakteur: Oliver Polenz

In Amerika geht der Kampf um Transaktionsgebühren bei Kreditkarten weiter

Kreditkarten sind für Kunden ein sehr bequemes Zahlungsmittel und normalerweise ist der Einsatz der Kreditkarte kostenlos. Das gilt jedenfalls für den Kunden. Der Händler muss sowohl in Deutschland als auch in den USA normalerweise eine Transaktionsgebühr an die Kreditkartenfirma bzw. die Bank entrichten.

Das schmälert natürlich den Gewinn der Händler, denn diese können die Gebühren zumindest nicht direkt auf die Kunden umlegen. Allerdings ist es möglich, sich die Kosten auf Umwegen zurückzuholen, indem man die Transaktionsgebühren in die Endpreise einkalkuliert. Was den Nebeneffekt hat, dass auch solche Kunden belastet werden, die gar nicht mit Karten zahlen.

Diese Lösung kommt für viele Unternehmer deswegen nicht infrage. Alternativ werden vielerorts Mindestumsätze für Kartenzahlung vorgeschrieben oder Zuschläge erhoben. In den USA ist hierüber sogar ein grundsätzlicher Streit vor dem Obersten Gerichtshof entbrannt, weil diese Zusatzgebühren in einigen Bundesstaaten schlichtweg illegal sind.
 

Transaktionsgebühren oft einzige Einnahmequelle

Doch gleichgültig, wie die Richter nun darüber befinden, das Problem der hohen Transaktionsgebühren ändert sich dadurch nicht. In Zahlen ausgedrückt, müssen Händler in den USA jedes Jahr insgesamt rund 40 Milliarden US-Dollar an Transaktionsgebühren bezahlen. Die Regierung hat mehrfach versucht, regulierend einzugreifen, doch das ist keine einfache Sache.

Deckelt man die Gebühren zu stark, wird es für die Banken unattraktiv, neue Kreditkarten an Kunden auszugeben. Werden die Gebühren hingegen zu hoch, sinkt die Bereitschaft von Unternehmern, Kreditkarten überhaupt noch zu akzeptieren. In beiden Fällen bleiben die Kunden auf der Strecke.

Tatsächlich sind Banken aber immer häufiger auf die Einnahmen aus den Transaktionsgebühren angewiesen. Seit der Finanzkrise hat die Talfahrt der Zinsen dafür gesorgt, dass kaum noch Geld mit Finanzprodukten verdient werden kann. Eine große Ausnahme sind Kreditkarten.

Schuldzinsen übersteigen den durchschnittlichen Zinssatz der Banken um ein Vielfaches – das Phänomen kennt man in Deutschland auch (vor allem beim Dispokredit, aber natürlich auch bei Kreditkarten). Mittlerweile häufen sich die Schulden auch in Australien zu einem großen Problem an.

Aber längst nicht jeder Kunde zahlt Zinsen, denn rund 60 Prozent der amerikanischen Kreditkarteninhaber zahlen ihre Rechnungen pünktlich und vollständig. Eine feste Einnahmequelle waren früher auch Jahresgebühren, doch immer mehr Kreditkarten verzichten auf diese unangenehme Gebühr für die Kunden und finanzieren sich daher in erster Linie über die Transaktionsgebühren. Teilweise fallen überhaupt keine Gebühren für Kreditkarten an, so wie bei der deutschen 1Plus Visa Card der Santander Bank.

Händler wollen Kunden nicht stärker belasten

In Amerika ist das Problem auch deshalb so groß, weil zwei Drittel der Kunden die Kartenzahlung gegenüber der Barzahlung favorisieren. Diese Bequemlichkeit hat aber ihren Preis, denn der Händler muss für jeden Kartenumsatz zwischen 0,5 und 3 Prozent des Umsatzes an die Kreditkartenfirmen und Banken entrichten.

Die Händler werfen den Kreditkartenfirmen dabei gar nicht so sehr die Gebühren an sich vor, sondern die Tatsache, dass die großen Netzwerke der Anbieter die Gebühren monopolistisch festlegen können und sie oft wesentlich höher ausfallen als zur kostendeckenden Arbeit der Banken erforderlich wäre.

Die Banken streiten dies natürlich ab und betonen, die Transaktionsgebühren seien sowohl substanziell als auch in ihrer Höhe unabdingbar, um die Kosten für die Bezahlsysteme zu finanzieren.

Einige Händler gehen inzwischen einen ganz anderen Weg. Um den Kunden weiterhin bequeme Kartenzahlung zu ermöglichen und gleichzeitig die Transaktionsgebühren für Kreditkarten zu umgehen, rüsten viele ihre Bezahlterminals auf die in Deutschland längst üblichen PIN-Systeme der normalen Bankkarten um, die deutlich kostengünstiger betrieben werden.

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