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Kontaktloses Bezahlen sorgt in Großbritannien für Rekordnutzung von Bank- und Kreditkarten
Veröffentlicht am 18. August 2017 - Redakteur: Oliver Polenz

Kontaktloses Bezahlen sorgt in Großbritannien für Rekordnutzung von Bank- und Kreditkarten

Bargeldloser Zahlungsverkehr ist längst nicht für jeden Verbraucher das Optimum. Viele Kunden in Europa zahlen nach wie vor lieber mit Bargeld. Auch im Vereinigten Königreich ist die Quote des Karteneinsatzes bei Kreditkarten und Bankkarten gegenüber der Nutzung in den USA eher rückläufig, übersteigt jedoch die Nutzung in Deutschland erheblich.

Einen weiteren Boom bei der Kartenzahlung gibt es bei den Briten aktuell zu verzeichnen, denn die Einführung der bequemen kontaktlosen Bezahlsysteme hat die Nutzung von Kreditkarten in Großbritannien im vergangenen Jahr um satte 12 Prozent erhöht. Zahlen des britischen Bankenverbandes für Juni zeigen, dass in diesem Monat rund 1,4 Milliarden Bezahlvorgänge mit Kreditkarten oder Bankkarten getätigt wurden.

Die zwölfprozentige Steigerung der Kartennutzung sei somit die höchste seit Juni 2008, so UK Finance. Diese Daten unterstreichen die wachsende Bedeutung von Kreditkarten im Vereinigten Königreich, wo immerhin bereits mehr als die Hälfte aller Umsätze im Einzelhandel per Karte gezahlt werden.
 

Vor allem kleinere Beträge werden kontaktlos bezahlt

Vor rund zehn Jahren wurden die ersten kontaktlosen Bezahlsysteme eingeführt. In der ersten Zeit blieben die Verbraucher aber noch sehr skeptisch gegenüber dieser Methode. Mittlerweile scheint das Vertrauen in das kontaktlose Bezahlen aber deutlich gestiegen zu sein. Mehr als ein Drittel aller Kartenzahlungen entfällt inzwischen auf kontaktlose Bezahlmöglichkeiten.

Zum Vergleich: Vor einem Jahr lag die Kontaktlos-Quote noch bei rund 18 Prozent aller Kartenumsätze. Ein Sprecher von UK Finance erklärte gegenüber der Zeitung „The Guardian“, dass die kontaktlosen Kartenumsätze vor allem bei geringen Beträgen ins Gewicht fallen. Überhaupt sei es auffällig, dass die Zahlen für Kartentransaktionen stark anstiegen, während die Gesamtausgaben der Verbraucher eher gering anwachsen.

Daraus sei eine Verschiebung vom Bargeld hin zur verstärkten Nutzung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs abzuleiten. Rund 57,1 Milliarden Pfund wurden im Juni mit Karten bezahlt, was einer Steigerung im Jahresvergleich von 7,2 Prozent entspricht. Rund 40,6 Milliarden davon entfallen auf den Einsatz von Debitkarten, also normalen Giro- oder Bankkarten, nicht Kreditkarten.

Interessant ist ein Blick auf den durchschnittlichen Transaktionswert, der mit 41,36 Pfund auf den niedrigsten Wert seit dem Jahr 2000 gesunken ist. Noch im Jahr 2011 betrug der durchschnittliche Betrag beim Karteneinsatz 50,55 Pfund.

Schuldenlast steigt im Vereinigten Königreich an

Kreditkarten sind auch im Vereinigten Königreich ein wichtiger Teil des Marktes für Verbraucherkredite. Dazu zählen auch Privatkredite und Autofinanzierungen, die allesamt streng reguliert und überwacht werden. Gerade bei den Kreditkarten sehen die Wächter der Stabilität bei den Banken eine wachsende Gefahr. So warnt die Bank of England vor der steigenden Gefahr des Abrutschens in eine Schuldenspirale durch den Einsatz von Kreditkarten, wie es auch in den USA der Fall ist.

Kritisch zu betrachten seien dabei vor allem die Vergabekriterien durch manche Banken, die nicht immer verantwortungsvoll handelten. Tatsächlich sind die nicht durch Sicherheiten abgedeckten Schulden bei Verbrauchern in Großbritannien durch Kreditkarten, Dispokredite und Autokredite im letzten Jahr um zehn Prozent gestiegen.

Hierbei wurde ein Gesamtbetrag von 201 Milliarden Pfund erreicht, womit erstmals seit 2008 die damals aufgestellte Marke von 200 Milliarden übertroffen wurde. Und das war kurz vor Beginn der globalen Schulden- und Finanzkrise. Die Gefahr einer Überschuldung vieler Haushalte scheint somit wieder größer zu werden.

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