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USA: Die Einführung der Kreditkarte mit Chip bei Bezahlsystemen ist keine Erfolgsgeschichte
Veröffentlicht am 30. September 2016 - Redakteur: Oliver Polenz

USA: Die Einführung der Kreditkarte mit Chip bei Bezahlsystemen ist keine Erfolgsgeschichte

In Europa sind die Chipkarten inzwischen zur Normalität geworden. Gab es bei Einführung zum Beispiel in Deutschland einige Probleme mit der Akzeptanz der Kreditkarten mit Chip an manchen Bezahlstellen oder Kompatibilitätsprobleme bei Geldautomaten, läuft das System inzwischen relativ reibungslos.

Der Chip auf der Geldkarte soll dabei weitgehend die Nutzung des alten Magnetstreifens ersetzen, der sehr leicht auszulesen und zu kopieren war. Beim Chip soll die Sicherheit größer sein und das Kopieren und Abgreifen von Daten deutlich erschwert werden.

In den USA hakt die Einführung des Chipsystems jedoch. Viele Kreditkarten haben inzwischen den typischen Chip, doch die Probleme bei der Umstellung der Systeme sind offenbar komplett unterschätzt worden.
 

Längere Wartezeiten an der Kasse nerven nicht nur Kunden sondern auch die Händler

Zum einen beklagen Verbraucher, dass das Zahlen per Chipkarte in den USA deutlich länger dauert als das Zahlen mit dem herkömmlichen Magnetstreifen. Ein Phänomen, das man in Deutschland und Europa so nicht bestätigen kann, doch in Amerika kann die Wartezeit am Terminal aus technischen Gründen bis zu 20 Sekunden betragen, bis die Transaktion abgeschlossen ist.

Für große Supermarktketten durchaus ein wichtiger Faktor, denn bei langen Schlangen an der Kasse zählt jede Sekunde. Daher bitten viele Händler auch nach Umstellung ihrer Lesegeräte auf das Chip-System ihre Kunden nach wie vor, die Karte wie früher durch den Magnetschlitz zu ziehen – denn dieser existiert in einer Übergangsphase natürlich immer noch, zumal längst nicht jeder Händler bereits auf das neue System umgestellt hat.

Lieferschwierigkeiten bei den Kreditkarten Terminals verzögern Einführung des Chips in den USA

Experten sehen einen Grund für die Umstellungsprobleme auf Chipkarten in den USA in der anderen Herangehensweise bei der Einführung des Systems. Während es in Europa gesetzliche Vorgaben und Fristen zur Umstellung gab, verzichtete man in Amerika auf eine staatliche Vorschrift.

Allerdings änderte man die Haftungsverantwortung bei Missbrauch. Normalerweise haften die Banken bei Missbrauch von Kreditkarten und anderen Bezahlkarten, doch mit der Haftungsumkehr ging die Haftpflicht auf die Händler über, wenn sie ihre Bezahlsysteme nicht bis zum 1. Oktober 2015 auf die Chipkarten umgestellt hatten.

Dies sollte ein Anreiz sein, die eigentlich freiwillige Umstellung durchzuführen. Trotzdem hatten bis zu diesem Zeitpunkt nur wenige Händler bereits umgestellt. Vor allem lange Lieferzeiten für neue Lesegeräte waren ein Problem.

Laut einem Branchenverband musste man noch im April 2015 mehr als vier Monate auf die neuen Chipkarten-Lesegeräte warten. Und selbst wenn die Geräte bereits installiert waren, konnten viele Händler sie noch nicht nutzen, weil sie zunächst überprüft und zertifiziert werden mussten.

Dieser Prozess ist nur direkt vor Ort im Laden möglich, weswegen viele größere Handelsketten zu Beginn 2016 noch immer nicht mit der Chipkarte operieren konnten.

Die Gastronomie mag die Kreditkarte mit Chip überhaupt nicht, da keine Deckel für die spätere Bezahlung eröffnet werden können

Ein anderes Problem ergibt sich in Restaurants und Bars. Hier wird immer noch weitgehend auf das Magnetstreifen-System gesetzt, weil das Chipkartensystem der Kreditkarte Probleme für die Inhaber der Restaurants mit sich bringt.

So ist es in Bars beispielsweise üblich, nach der Bestellung eines Getränks sofort die Kreditkarte durchzuziehen, um die Bestellung zu protokollieren. Erst am Schluss werden alle Umsätze tatsächlich gebucht – gemeinsam mit einem eventuellen Trinkgeld.

Bei der Chipkarte ist so ein „offener Bierdeckel“ nicht möglich, da jeder Buchungsvorgang sofort finalisiert wird. Die Barbetreiber müssten also auf die alte Variante zurückgreifen, eine Strichliste auf dem Bierdeckel zu führen und häufig auf Trinkgelder verzichten – gerade in den USA ist dies aber ein wichtiger Einkommensfaktor für Beschäftigte im Dienstleistungssektor.

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