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USA: Kreditkarten werden nach der Finanzkrise wieder häufiger eingesetzt
Veröffentlicht am 13. September 2016 - Redakteur: Oliver Polenz

USA: Kreditkarten werden nach der Finanzkrise wieder häufiger eingesetzt

Ist die Kreditkarte schuld daran, dass viele Amerikaner sich überschuldet haben? Oder ist der häufige Gebrauch des Plastikgeldes tatsächlich nichts anderes als unser Dispokredit auf der Bank? Steht der nächste Finanz-Crash wirklich kurz bevor?

Nach der Finanzkrise von 2009 mussten viele Amerikaner feststellen, dass sie über ihre Verhältnisse gelebt haben. So zumindest hat es den Anschein. Tatsächlich wollten viele Verbraucher in den Vereinigten Staaten ihr Eigenheim mit einer günstigen Hypothek finanzieren.

Problematisch war daran, dass dadurch eine ungeheure Spekulationsblase auf Seiten der Anleger entstand. Selbst Menschen mit schlechter Bonität konnten Häuser zu günstigen Konditionen finanzieren.

Zudem nutzten viele Amerikaner die Kreditkarte als Reserve und überschuldeten sich, als die variablen Zinsen für die Hypotheken urplötzlich ins Uferlose anstiegen.

Die Folge ware: Raten konnten nicht mehr bedient werden, Menschen verloren ihre Häuser. Zur gleichen Zeit liefen immer mehr Zinsen auf ihre Kreditkartenschulden auf. Eine schwierige Lage, bei der allerdings häufig Ursache und Wirkung miteinander verwechselt werden.

Warum sind Kreditkarten in Amerika wieder beliebter?

Die Kreditkarte ist – anders als in Europa und insbesondere in Deutschland – für die Amerikaner schon lange kein reines Statussymbol der Besserverdienenden mehr. So gut wie jeder besitzt mindestens eine (oft mehrere) Kreditkarten und nutzt sie regelmäßig.

Warum auch nicht? In Deutschland gilt die Nutzung von Kreditkarten als „Schuldenmachen“, wenn man nicht gerade zu den reichen Menschen gehört. Dabei unterscheidet sich der Einsatz der Kreditkarte gar nicht so sehr von der Inanspruchnahme des Überziehungs- bzw. Dispokredits beim Girokonto.

In den USA ist der Dispo meist gar kein Thema, denn hier wird die Kreditkarte wirklich überall eingesetzt. Und man darf auch nicht vergessen, dass man beim Begleichen der monatlichen Kreditkartenrechnung in voller Höhe in der Regel auch einen zinslosen Kredit bekommt.

Statt aufwändig kleinere Kredite f+r d zu beantragen oder einen teuren Dispo bis zum nächsten Gehaltseingang in Anspruch zu nehmen, nutzen Amerikaner nun einmal gerne die Kreditkarte.

Problematische Kredite auf längere Zeit

Probleme bekommt ein Kunde erst dann, wenn er die Rechnungen langfristig nicht mehr begleichen kann und immer im Soll bleibt – weil dann die hohen Kreditkartenzinsen zur Geltung kommen. Manche Menschen entgleisen dann in eine Schuldenspirale und bezahlen die Rechnung der einen Kreditkarte durch die Belastung mit einer anderen. In Deutschland beginnt die Schuldenspirale meist damit, dass man aus dem Dispokredit nicht mehr herauskommt. Im Prinzip also gar kein großer Unterschied.

Der Häusermarkt in den USA hat sich inzwischen im Übrigen stark erholt. Das liegt natürlich zum einen an der besseren wirtschaftlichen Situation, zum anderen daran, dass all die Häuser, deren Bewohner die Hypotheken nicht mehr bedienen konnten, plötzlich auf den freien Markt drängten und die Preise drückten.

Auch die Zinsen sind dank der Niedrigzinspolitik der US-Notenbank Fed bezahlbar, was viele Amerikaner wieder zum verstärkten Konsum anregt. In den letzten Jahren ging die Zahl derjenigen, die ihre Häuser versteigern mussten, ebenso stark zurück wie die Zahl der Immobilien- und Studentenkredite.

Die Regierung fördert die Binnenkonjunktur, denn der Konsum belebt die Wirtschaft und schafft somit mehr Arbeitsplätze. Ein Konzept, das in einem Exportland wie Deutschland fremdartig anmutet. Doch tatsächlich ist die von vielen bereits totgesagte US-Wirtschaft wieder auf Erfolgskurs und wird in näherer Zukunft von keiner vorhersehbaren Schuldenkrise bedroht.

Bildnachweis: Thinkstock / danielfela