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Warum fällt es vielen schwer, die Schulden für Kreditkarten loszuwerden?
Veröffentlicht am 11. November 2016 - Redakteur: Oliver Polenz

Warum fällt es vielen schwer, die Schulden für Kreditkarten loszuwerden?

Kreditkarten sind eine praktische Sache, sie haben unbestreitbar zahlreiche Vorteile im bargeldlosen Zahlungsverkehr. Vor allem auf Reisen gibt es kaum ein sichereres und bequemeres Zahlungsmittel. Doch Kreditkarten haben auch ihre dunklen Seiten.

Während man bei vollständiger Begleichung der Rechnung im laufenden Abrechnungsmonat bei vielen Kreditkarten überhaupt keine Zinsen zahlen muss (und somit faktisch je nach Verfügungsrahmen einen zinslosen Kredit nutzen kann), fallen bei Teilzahlung meist sehr hohe Zinsen an.

Kurzfristig kann auch dies Sinn machen, etwa, wenn man statt dessen auf einen (eventuell noch teureren) Dispokredit zugreifen müsste. Aber langfristige Kreditkartenschulden sind in der Regel nicht zu empfehlen.

Nun könnte man meinen, dass Kunden es nicht schwerer als bei anderen Krediten haben sollten, ihr Kreditkartenkonto auszugleichen. Doch die oberflächlich sehr bequemen und flexibel anmutenden Teilzahlungsangebote können die Tür in die Schuldenfalle öffnen, warnen Experten.
 

Bequeme Teilzahlung hat Tücken

In den USA sind solche Teilzahlungsoptionen noch verbreiteter als in Europa, wenngleich die meisten Kreditkartenunternehmen heute die flexible Rückzahlung auch in Deutschland und anderswo anbieten.

Die Idee dabei scheint bestechend: Solange man über dem monatlichen Mindestbetrag bleibt, kann man die Rückzahlung des Kredits selbst einteilen und bestimmen. Ganz ohne Druck fester Rückzahlungstermine oder starrer Kreditraten. Diese so bequemen Optionen werden von den Kreditkartenfirmen offensiv beworben, denn für sie (bzw. die beteiligte Bank) ist das eine sehr lukrative Sache.

Tatsache ist nämlich, dass die meisten Kunden in der Regel nur das zurückzahlen, was sie unbedingt müssen. Beträgt die Mindestsumme für die monatliche Rechnung zum Beispiel nur zwei Prozent, ist die monatliche Belastung natürlich relativ gut zu verkraften – das gilt selbst für finanzschwache Haushalte.

Das Problem dabei ist jedoch, dass die Zinsen die Schulden immer weiter anwachsen lassen und so die Rückzahlung nahezu ewig dauern kann. Die gilt umso mehr, je höher der offene Saldo ist. Für die Banken und Kreditkartenfirmen lohnt sich das selbstverständlich mehr als wenn die Kunden ihre Konten zeitnah ausgleichen.

Viele Kunden könnten mehr zahlen

Nun könnte man erwarten, dass die Menschen selbst hinter dieses Konzept kommen und vernünftigerweise so schnell wie möglich von ihren Schulden herunterkommen möchten. Doch Gehirnforscher haben in Studien gezeigt, dass die geringen Mindestsummen fast immer ausgeschöpft werden. Erstaunlich ist, dass die Kunden oft viel mehr bezahlen könnten, wenn die Mindestraten höher wären.

So zahlten Kunden, die plötzlich eine höhere Mindestrückzahlung leisten mussten, diese in der Regel ebenso problemlos wie zuvor. Entfernte man auf Kreditkartenrechnungen die erforderliche Mindestsumme, zahlen viele Kunden automatisch um bis zu 70 Prozent mehr als sie eigentlich mussten. Die ganze Sache mit der Mindestrückzahlung scheint also weniger ein finanzielles als ein psychologisches Problem zu sein.

In den USA hat man das Problem inzwischen erkannt. Während man in Deutschland entsprechende Hinweise auf den Kreditkartenrechnungen noch vergeblich sucht, müssen amerikanische Kreditkartenabrechnungen mittlerweile eine Hinweisbox enthalten, aus der hervorgeht, wie lange es dauert, bis der Kredit mit der monatlichen Mindestsumme zurückgezahlt ist.

Diese Maßnahme hat bereits viele Kunden aufwachen lassen, denn dort sahen sie erstmals in Zahlen, wie viele Jahre sie noch an den Schulden zu knabbern haben würden. Ebenfalls geregelt wurde in den USA per Gesetz, dass die Mindestrückzahlung so groß bemessen sein muss, dass durch die auflaufenden Zinsen die Gesamtschuld nicht automatisch größer wird.

Im Klartext: Wer die Mindestsumme zurückzahlt, muss irgendwann seine Schulden abbezahlt haben können. Experten empfehlen, immer so viel zu zahlen, wie finanziell verkraftbar ist, denn die hohen Zinsen sollte man sich auf keinen Fall langfristig aufbürden.

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