In den USA wachsen Befürchtungen in der Branche, dass Kreditkarten sich für die beteiligten Banken und Kreditkartenfirmen nicht mehr rentieren werden. Obwohl das Geschäft mit dem Plastikgeld seit der Finanzkrise von 2009 wieder auf einem guten Weg nach oben ist, warnen Beobachter vor einem erneuten Einbruch des Kreditkartenmarktes.
Dabei geht es überraschenderweise gar nicht so sehr um die Überschuldung und die daraus resultierende Kreditblase, die plötzlich in den USA platzen könnte, sondern vielmehr um die generelle Zukunft der Kreditkarte als Investment-Modell für die Banken und Anleger.
Goldman Sachs hat sich in die Reihe der Banken gestellt, die mit neuen Angeboten klassische Kreditkartenkunden ansprechen wollen, die keine normalen Ratenkredite bekommen. Statt also den teuren Verfügungsrahmen der Kreditkarte mit seinen hohen Folgezinsen in Anspruch zu nehmen, wählen viele Kunden lieber eines der neuen und für sie attraktiveren Angebote aus.
Goldman Sachs wirbt derzeit mit einem speziellen Online-Vermittlungsservice, bei dem Kredite an Kunden vergeben werden, die normalerweise eine Kreditkarte belasten würden. Und damit ist die Bank nur ein neuer Mitspieler auf einem Markt, der von immer mehr Anbietern angepeilt wird.
Der typische ökonomische Kreislauf von Rezession und Erholung befindet sich in den USA derzeit auf einer relativ späten Position, mit einer neuen Rezession muss also in den nächsten Jahren gerechnet werden. Anhand der Kreditkarten-Geschäftspolitik kann man dies nach Ansicht einiger Finanzexperten bereits ablesen: Anstatt vor allem neue Kunden für Kreditkarten zu werben, setzen viele amerikanische Institute inzwischen eher darauf, ihr Geld mit den Zinsen der Bestandskunden zu verdienen.
Das Problem dabei ist, dass die Kosten für Kreditkartenfirmen inzwischen stark gestiegen sind, während die Profite sich weiter reduziert haben. Hinzu kommt, dass viele Verbraucher der jüngeren Generation (den sogenannten Millennials) sowie deren Vorgänger aus der Generation-X immer seltener Kreditkarten beantragen. Das Vertrauen in dieses Zahlungsmittel ist speziell bei diesem Kundenkreis relativ gering.
Geld verdienen Kreditkartenfirmen und Banken vor allem über zwei Dinge: Gebühren und Zinsen für Kreditrahmen. Dabei unterscheidet man auf Seite der Banken zwischen denjenigen, die die Kredite einräumen und denen, die auf der Händlerseite die Transaktionen abwickeln.
Obwohl das den geringsten Anteil ausmacht, können allein VISA und MasterCard jedes Jahr rund 30 Milliarden Dollar auf dem amerikanischen Markt generieren.
Ein Blick auf die Zahlen kann aber auch täuschen: Obwohl die Zahl der Kreditkarten in den letzten Jahren ebenso wie die Ausgaben der Kunden über das Plastikgeld stark angestiegen sind, sehen Experten die Grenzen des Wachstums für den Kreditkartenmarkt erreicht.
Außerdem werden Händlerprovisionen gerade in Amerika immer öfter Gegenstand von Gerichtsverfahren und könnten tendenziell stark reduziert werden oder sogar wegfallen. Schon heute verzichten viele Kreditkarten auf Jahresgebühren, Abhebungsgebühren und Auslandseinsatzgebühren.
Somit bleiben als Einkünfte also vor allem die Zinsen der in Anspruch genommenen Kreditrahmen. Doch in einer Zeit, in der das Ausfallrisiko von finanzschwachen Kunden wieder ansteigt und Alternativen im bargeldlosen Zahlungsverkehr (wie normale Bankkarten oder Online-Bezahlsysteme) auf dem Vormarsch sind, scheinen die Wachstumschancen für die Banken und Kreditkartenfirmen in diesem Segment eher zu schrumpfen.
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